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Moments Intimes — Concert Diner
28. Oktober 2023 um 21:45
Für einmal beginnen wir mit dem leiblichen Wohl. Ab 19 Uhr geniessen Sie mit Ihren Freunden ein dreigängiges Diner (Menü 1 oder Menü 2).
Um 21.45 Uhr folgt dann im Empiresaal das Duo-Kammermusikkonzert.
Yacin El Bay, Violine
Mariya Kostenko, Klavier
Werke
Igor STRAWINSKY (1882–1971): Suite d’après des thèmes, fragments et morceaux de Giambatista Pergolesi (1925)
Richard DUBUGNON (1968*): Retour à Montfort‑l’Almaury (2010)
César FRANCK (1822–1890): Sonate in A‑Dur (1886)
Zum Programm
Das Duo ist zweifellos die intimste Form des musikalischen Dialogs. Mit dem wunderbaren «französischen» Programm schenken uns Yacin El Bay und Mariya Kostenko drei solche intimen Momente. Und in intensivem Dialog stehen nicht nur die beiden Musiker, auch die Werke selbst führen auf vielfältige Weise einen Dialog etwa mit früheren Epochen, Komponisten oder musikalischen Formen und Stilrichtungen.
Igor STRAWINSKY (1882–1971): Suite d’après des thèmes, fragments et morceaux de Giambatista Pergolesi (1925)
- Introduzione (Allegro moderato)
- Serenata (Larghetto)
- Aria (Allegro alla breve)
- Tarantella (Vivace)
- Minuetto e Finale (Moderato – Molto vivace)
Igor Strawinskys « Suite d’après des thèmes, fragments et morceaux de Giambatista Pergolesi » geht auf sein Ballett « Pulcinella » zurück, das er 1920 für Serge Diaghilevs Ballets Russes komponierte. Er greift dabei auf Themen des großen Komponisten Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736) zurück– so zumindest glaubte er. Denn die italienischen Triosonaten, aus denen er die Melodien übernahm, wurden um 1920 noch Pergolesi zugeschrieben. Heute weiß man, dass sie in Wahrheit von Domenico Gallo komponiert wurden, einem Zeitgenossen Pergolesis, der um 1750 in Venedig wirkte. Strawinskys Auseinandersetzung mit den barocken Themen könnte man als Dialog mit einer früheren Epoche bezeichnen, in dem der Komponist den barocken Stil lustvoll und witzig konterkariert und damit etwas ganz Eigenes erschafft. Die barocken Harmonien spickt er mit Dissonanzen, er durchbricht die regelmässigen Metren und lässt seiner Vorliebe für perkussive Rhythmen und kantige Klangspielereien freien Lauf. Beim Hören dieser Musik sollten wir uns vor Augen halten, dass sie ursprünglich dazu diente, Tänzer zu begleiten, die in den Kostümen der Commedia dell’Arte wild-groteskes Straßentheater im pseudo-italienischen Stil zu tanzen hatten.
Richard DUBUGNON (1968*): Retour à Montfort‑l’Almaury (2010)
Ravels Violinsonate ist in Montfort‑l’Almaury nahe Paris entstanden, wo er seine zweite Lebenshälfte verbrachte. In eben diesem Haus, am Erard-Flügel von Ravel, liess sich der Lausanner Komponist und Kontrabassist Richard Dubugnon zu seinem Stück «Retour à Montfort l’Amaury“ inspirieren. Das der niederländischen Geigerin Janine Jansen gewidmete Juwel ist von Ravels Geist durchdrungen – ein wahrhaft intimes Pas de deux von Violine und Klavier, oszillierend zwischen hauchzarter Lyrik und glühender Leidenschaft!
César FRANCK (1822–1890): Sonate in A‑Dur (1886)
- Allegretto ben moderato
- Allegro
- Ben moderato: Recitativo-Fantasia
- Allegretto poco moss
Zu einem sehr intimen Anlass entstand César Francks wunderbare Violinsonate: er schenkte sie 1886 dem berühmten belgischen Geiger Eugène Ysaÿe zu dessen Hochzeit. Ysaÿes Uraufführung in Brüssel wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und in Ysaÿes Konzertprogrammen trat die Sonate rasch ihren Siegeszug um die Welt an. Heute zählt sie zu den bedeutendsten französischen Violinsonaten des Fin de siècle. Was die Sonate so besonders macht, ist ihr beziehungsreicher Aufbau sowie der erfrischende Umgang mit historischen Formen. Sie folgt der Idee eines Motto-Themas, das sich zyklisch durch alle Sätze zieht. Die fallenden Terzen, mit denen der erste Satz anhebt, klingen in der Folge immer wieder an. Das beinahe improvisierende Rezitativo des 3.Satzes greift ein barockes Formmodell auf, und im letzten Satz wird Francks Streben nach harmonischer Perfektion wie in der von ihm verehrten Bachschen Instrumentalmusik spürbar. Bei aller formalen Originalität verschmelzen Violine und Klavier — ganz im spätromantischen Sinn — immer wieder in einem sehr intimen und zuweilen höchst leidenschaftlichen Dialog.
Die drei Werke – alle in Frankreich entstanden – nehmen auf ganz unterschiedliche Weise Bezug auf andere Epochen und Stilrichtungen und lassen Violine und Klavier auf ihre je eigene Art einen Dialog führen. Vier wahrhaft berührende «Moments intimes»!
Text: Peter Hilfiker
Mariya Kostenko
Mariya Kostenko, 1998 in eine Musikerfamilie in Russland hineingeboren, begann im Alter von drei Jahren mit dem Klavierspiel und debütierte mit gerade mal neun Jahren mit einem philharmonischen Orchester. Einen grossen Teil ihrer Jugend verbrachte sie in China, wo ihre Eltern als Musikprofessoren arbeiten.
Mariya ist erste und zweite Preisträgerin des Franz Liszt Klavierwettbewerbs von Hong Kong, des 3. Internationalen Klavierwettbewerbs von Hanoi und des 9. Internationalen Klavierwettbewerbs von Wladiwostok.
Als Solistin konzertiert Mariya mit Orchestern sowohl in Asien als auch in Europa. In Vietnam hat sie das 2. Konzert von F. Chopin mit dem Hanoi Philharmonic Orchestra aufgeführt. Im Sommer 2018 wurde sie ausgewählt, das S. Prokofjew Konzert Nr.1 mit der Jenaer Philharmonie im Saal des Congress Centrums Weimar aufzuführen. 2019 wurde sie eingeladen, Rachmaninoffs Rhapsodie über das Thema von Paganini mit dem Orchester der Amadeus-Akademie England aufzuführen.
Von 2016 bis 2021 studierte Mariya an der Zürcher Hochschule der Künste in der Klasse von Professor Konstantin Scherbakov. Nachdem sie dort ihr Bachelor- und Masterstudium mit Auszeichnung abgeschlossen hat, setzt Mariya ihre Ausbildung nun an der Hochschule Luzern im Rahmen des Masterstudiengangs Solo Performance bei Professor Konstantin Lifschitz fort.
Yacin El Bay
Yacin El Bay ist einer der aufstrebenden jungen Musiker der Schweiz — Visionär einer neuen Generation von Geigern, Konzertmeistern und Ensembleleitern. Geboren 1993 in Bern als Sohn marokkanischer Eltern, wurde seine musikalische Begabung schon früh erkannt und er erhielt ein Stipendium für das Geigenstudium am Konservatorium Bern.
Seine ersten Lehrer*innen waren Marlyse Capt und Misa Stefanovic am Konservatorium Bern, später Monika Urbaniak-Lisik an der Hochschule der Künste Bern. Zu seinen Lehrern und Mentoren gehören auch Igor Karsko und Daniel Dodds an der Hochschule Luzern. Darüber hinaus hat er an Meisterkursen mit bekannten Musikern wie Benjamin Schmid, Barbara Doll oder Gerhard Schulz teilgenommen, um nur einige zu nennen. Seit September 2021 ist er Assistent der Geigenklasse von Daniel Dodds an der Hochschule für Musik Luzern.
Im Jahr 2016 gründete er das Soundeum Chamber Ensemble, dessen künstlerischer Leiter er bis heute ist. Das Soundeum Chamber Ensemble hat eine Reihe von Konzerten mit international geschätzten Solist*innen wie Isabel van Keulen, Christian Poltera oder Thomas Demenga präsentiert.
Er nahm an zahlreichen Musikfestivals in ganz Europa teil (u.a. Allegro Vivo Festival, Klang Basel Festival, Murten Classics, Hirzenberg Festival) und arbeitete mit herausragenden Musikerkolleg*innen wie Benjamin Schmid, Malwina Sosnowski und Daniel Dodds zusammen. Sowohl als Solist als auch als Ensemblemitglied ist Yacin El Bay in ganz Europa aufgetreten, von England über Mitteleuropa bis nach Polen und in die Türkei. Bereits mehrfach konnte er als Orchestermitglied mit den Festival Strings Lucerne wertvolle Erfahrungen sammeln.
Er spielt eine Violine von Gennaro Gagliano aus dem Jahre 1750, welche ihm von der Stiftung sostenuto zur Verfügung gestellt wird.